Bewegungsförderung im Kindergarten

Bewegungsfördernde Spiel- und Lernumgebungen im Kindergarten

Abstract

Der Ruf nach früherer Bildung betrifft im Nachgang zu PISA nicht mehr nur Literalität und Numeralität, sondern umfasst seit den sich häufenden Medienberichten zu Bewegungsarmut, Übergewicht, Haltungsschäden usw. auch den Bereich der Bewegungserziehung. Dies hat zur Folge, dass der Thematik der Bewegungserziehung im Elementarbereich mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird und Projekte lanciert werden. Im Kanton Bern ist es das im August 2007 gestartete Projekt «Purzelbaum». Die Zielsetzung des Purzelbaum-Projekts konzentriert sich auf die Förderung der Kinder hinsichtlich der motorischen Fähigkeiten. Dazu werden im Rahmen des Projekts zusätzliche Bewegungsangebote in die bestehende Spiel- und Lernumgebung integriert. Da kaum empirische Untersuchungen zu solchen Umsetzungsprozessen bestehen, sind sie Ausgangspunkt für die Fragestellungen der vorliegenden Studie. Zum Einen interessiert, wie die Lehrpersonen des Kindergartens ihre Spiel- und Lernumgebungen verändern, im Verlaufe des einjährigen Projekts (weiter-) entwickeln, anpassen und optimieren. Zum Anderen steht die Nutzung der Bewegungsangebote durch die Kinder im Zentrum, indem ihre Bewegungsaktivitäten aus qualitativer Perspektive analysiert werden.

Den Fragestellungen wird mit einem Untersuchungsdesign nachgegangen, das sich dreier qualitativer Zugänge bedient. Die Veränderung der Spiel- und Lernumgebung wird mittels einer Raumanalyse erhoben. Diese setzt sich aus Erhebungen zur Raumstruktur, zur Raumorganisation und zu Spiel- und Bewegungsangeboten zusammen. Die Raumanalyse bildet die Grundlage für ein problemzentriertes Interview mit den Lehrpersonen des Kindergartens, um darüber Auskunft zu erhalten, welche pädagogischen, fachlichen und didaktischen Überlegungen der (Um-)Gestaltung der Spiel- und Lernumgebung sowie der Bewegungsangebote zugrunde liegen. Die Bewegungsaktivitäten der Kinder werden mittels videobasierter Beobachtung erhoben. Sie gibt Auskunft darüber, wie die Kinder das Bewegungsangebot hinsichtlich motorischer Fähigkeiten nutzen und im Spielverlauf allenfalls durch eigene Spielideen erweitern. Die Datenerhebungen erfolgen in acht Kindergärten, die am Projekt Purzelbaum mitmachen. Diese werden anhand der Kriterien altersgemischte Kindergruppen, Gruppengrösse sowie den Merkmalen städtische Zentren vs. agrarische Gemeinden ausgewählt.

Die vorliegende Studie leistet einen Forschungsbeitrag im bis anhin wenig empirisch bearbeiteten Bereich des Kindergartens und der Bewegungserziehung. Die Ergebnisse der Studie können wichtige Impulse für die laufenden Reformen im Bereich der Schuleingangsstufe leisten. Eine weitere Verwendung finden sie im Rahmen der Weiterbildung von Lehrpersonen des Kindergartens und der Primarunterstufe.
 
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