Berufswahlprozess bei Jugendlichen

Projekt im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms 43, Bildung und Beschäftigung: Berufswahlprozess bei Jugendlichen

Abstract

Der Übertritt von der Schule ins Erwerbsleben stellt hohe Anforderungen und sein Gelingen ist eine wichtige Bedingung für die berufliche Karriere und das persönliche Wohlbefinden eines Menschen sowie die soziale Integration und die wirtschaftliche Prosperität einer Gesellschaft. Angesichts der grossen Bedeutung der Berufswahl für die Lebenschancen des Individuums und die wirtschaftliche Entwicklung der Gesellschaft, besteht über den Berufswahlprozess erstaunlich wenig gesichertes Wissen. In der vorliegenden Studie sollen daher die Qualitätskriterien des Übergangs vom Kontext allgemeinbildender Schulen (obligatorische oder post-obligatorische Schulzeit) in die Berufs- bzw. Hochschulbildung vergleichend untersucht werden, wobei der Berufswahlprozess und das Berufswahlverhalten fokussiert sowie kritische Prädiktoren für deren Erfolg bzw. Misserfolg identifiziert werden.

Die Berufswahl wird als Bewältigung einer Entwicklungsaufgabe verstanden, die in der Kindheit vorbereitet wird, im Jugendalter in ihre kritische Phase tritt und im jungen Erwachsenenalter eine Konsolidierung erfährt. Der Prozess verläuft im Idealfall problemfrei, kann aber aufgrund von persönlichen, situativen und gesellschaftlichen Bedingungen durch Belastungen erschwert sein und erfolglos oder suboptimal ausgehen. In Anlehnung an ein Modell von Heinz werden 5 Phasen der Berufswahl unterschieden: 1. Kindheit: Traumberufe; 2. Jugendalter: Konkrete Suche eines Berufs aufgrund verschiedener Beurteilungskriterien; 3. Suche einer Ausbildungsinstitution; 4. Berufsausbildung (Lehre, Berufsschule, Fachhochschule, Universität etc.); 5. Eintritt ins Erwerbsleben, verbunden mit allfälliger Fort- und Weiterbildung. Das Projekt versucht die folgenden Fragen zu beantworten: Wie erleben Jugendliche den Übergang von der Schule in die Berufsbildung? Wie informieren sie sich in einer vielfältigen, sich rasch verändernden Arbeitswelt über Möglichkeiten der beruflichen Bildung? Wie beeinflussen schulische Ausgangs- und Kontextbedingungen den Berufswahlprozess? Welchen Belastungen sind sie bei der Berufswahl ausgesetzt? Über welche Ressourcen individueller und sozialer Art verfügen sie, um den Berufswahlprozess zu optimieren? Gibt es unterschiedliche Verlaufstypen der Berufswahl? Unterscheidet sich der Berufswahlprozess zwischen verschiedenen sozialen Gruppen (insbes. Nationalität und Geschlecht der Jugendlichen)?

Als Stichprobe sind je 40 Schulklassen auf den Sekundarstufen I und II geplant, wobei unterschiedliche schulische Kontexte berücksichtigt werden. Die Klassen werden so ausgewählt, dass etwa 30% der befragten Jugendlichen ausländischer Nationalität sind. Die Phasen 2 bis 4 des idealtypischen Berufswahlprozesses werden längsschnittlich mit drei Messzeitpunkten im Abstand von jeweils 6 Monaten untersucht. Vorgesehen sind 2 Erhebungen vor dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit (9. Schuljahr) bzw. vor Beendigung einer weiterführenden allgemeinbildenden Schule und 1 Messung ca. 3/4 Jahre nach Eintritt in die Berufslehre bzw. die tertiäre Bildung bzw. die Erwerbstätigkeit. Zur Rekonstruktion des Berufswahlprozesses und der Erfolgskriterien des Übergangs wird ein standardisierter Fragebogen eingesetzt. Für die Datenanalyse wird ein vergleichendes Vorgehen gewählt, um den Einfluss unterschiedlicher Kontextbedingungen auf den Berufswahlprozess herauszuarbeiten. Mittels statistischer Analysen, bei denen moderne Auswertungsverfahren zum Einsatz kommen, werden die Bedingungen eines erfolgreichen Berufswahlprozesses identifiziert.

Die Projektergebnisse sollen einer wissenschaftlichen und interessierten Öffentlichkeit in Form von Publikationen und Referaten und in Kooperation mit Dritten zugänglich gemacht werden. Angestrebt wird eine anwendungsbezogene Konkretisierung der Ergebnisse der Untersuchung. Adressaten der Umsetzung sind insbesondere Personen und Institutionen aus den Bereichen Schule (Sekundarstufen I und II), Berufsbildung, Berufsberatung, Bildungsadministration, Bildungspolitik, Lehrerinnen- und Lehrerbildung sowie Jugendarbeit.
Publikationen
Herzog, Walter; Neuenschwander, Markus P.; Wannack, Evelyne (2006). Berufswahlprozess – Wie sich Jugendliche auf ihren Beruf vorbereiten. Bern: Haupt-Verlag.
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Wannack, Evelyne; Herzog, Walter; Neuenschwander, Markus P. (2005). Zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Wie Jugendliche ihre Berufswahl gestalten. SuchtMagazin, 31 (1), 10-15.

Herzog, Walter; Neuenschwander, Markus P.; Wannack, Evelyne (2004). In engen Bahnen: Berufswahlprozess bei Jugendlichen (Synthesis 18). Bern, Aarau: Schweizerischer Nationalfonds.
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Herzog, Walter; Neuenschwander, Markus P.; Wannack, Evelyne (2004). Wie verlaufen Berufswahlprozesse? Panorama (2), 36 – 37.

Herzog, Walter; Neuenschwander, Markus P.; Wannack, Evelyne. (2004). Berufswahlprozess bei Jugendlichen. Schlussbericht zuhanden des Schweizerischen Nationalfonds. Bern: Universität Bern, Institut für Pädagogik und Schulpädagogik, Abteilung Pädagogische Psychologie.

Pfäffli, Madeleine (2004). Berufsentscheide im Übergang von der obligatorischen Schule in die berufliche Ausbildung. Eine vergleichende Analyse der Situation von Schulabgängerinnen und Schulabgängern, die in ein Brückenangebot eintreten (Forschungsbericht Nr. 29). Bern: Universität Bern, Institut für Pädagogik und Schulpädagogik, Abteilung Pädagogische Psychologie.

Suter, Simone (2004). Berufswahl und Lehrstellensuche. Rekonstruktionen des Berufsfindungsprozesses von Jugendlichen (Forschungsbericht Nr. 26). Bern: Universität Bern, Institut für Pädagogik und Schulpädagogik, Abteilung Pädagogische Psychologie.

Herzog, Walter; Neuenschwander, Markus P.; Wannack, Evelyne; Pfäffli, Madeleine. (2003). Berufswahlprozess bei Jugendlichen. Dokumentation der zweiten und dritten Erhebung (Forschungsbericht Nr. 25). Bern: Universität Bern, Institut für Pädagogik und Schulpädagogik, Abteilung Pädagogische Psychologie.

Herzog, Walter; Neuenschwander, Markus P.; Wannack, Evelyne; Pfäffli, Madeleine. (2003). Berufswahlprozess bei Jugendlichen. Dokumentation der ersten Erhebung (Forschungsbericht Nr. 23). Bern: Universität Bern, Institut für Pädagogik und Schulpädagogik, Abteilung Pädagogische Psychologie.

Herzog, Walter; Neuenschwander, Markus P.; Wannack, Evelyne. (2003). Bei der Berufswahl benachteiligt? Strategien gegen strukturelle Benachteiligungen bei schweizerischen und ausländischen Jugendlichen. terra cognita (2), 30 – 34.

Herzog, Walter; Neuenschwander, Markus P.; Wannack, Evelyne. (2001). Stand des Berufswahlprozesses bei verschiedenen Gruppen von Jugendlichen. Zwischenbericht. Bern: Universität Bern, Institut für Pädagogik und Schulpädagogik, Abteilung Pädagogische Psychologie.

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